Europa-Watch: Die Farke-Revolution bei Leeds

Sieben Spiele, acht Punkte, Platz 15: Leeds United startet solide in die Premier-League-Saison. Aber das wirklich Spannende: Wie sie das schaffen.
Europa-Watch nimmt regelmäßig die spannendsten Teams Europas unter die Lupe. Egal, ob neue Ideen, mutige Trainer oder überraschende Ergebnisse.
Denn Trainer Daniel Farke galt lange als Fußball-Idealist. Ballbesitz, Dominanz, geduldiges Aufbauen – so wollte er spielen, egal gegen wen. In Norwich ging das in der Premier League zweimal schief. Jetzt, zurück im England-Oberhaus, hat er seine Philosophie auf den Kopf gestellt.
Mit Ball: Weniger Schönspielerei, mehr Wucht
Farke hat verstanden, dass in der Premier League andere Gesetze gelten und hat sein Spiel revolutioniert. Statt Kurzpass-Fußball gibt’s jetzt klare Ansagen:
- Grundordnung: 4-3-3
- Plan: Direkt, lang, schnörkellos
- Schlüsselspieler: Ethan Ampadu und Dominic Calvert-Lewin
- Viele Flanken: Kein Zufall – Calvert-Lewin lebt von solchen Szenen

Wenn Leeds mal ruhig aufbaut, sieht man ein 3-1-6 mit Ampadu in der Mitte – klingt kompliziert, ist aber simpel. Der Waliser lässt sich zwischen die Innenverteidiger fallen, die Außenverteidiger rücken hoch. Eine Struktur, die man von vielen Top-Teams kennt.

Das alles ist nicht glamourös, aber effektiv. Farke lässt seine Jungs das spielen, was sie können, und nicht das, was schön aussieht.
Gerade die langen Bälle bei eigenem Abstoß sind so untypisch wie effektiv, die beiden 8er Anton Stach und Sean Longstaff sind gut bei 2. Bällen.

Gegen den Ball: Kompakt, clever, unbequem
Auch defensiv hat sich Leeds neu erfunden. Früher liefen Farke-Teams wild an – jetzt regiert die Ordnung.
- Kein Chaos-Pressing: Leeds verteidigt in Zonen, nicht Mann gegen Mann
- Trotzdem: Hohes Anlaufen bei Abstößen: 12 Ballgewinne im letzten Drittel führten zu Torschüssen. Nur ein Team in der Liga hat mehr. Wenn Leeds presst, dann richtig
- Tiefes Verteidigen: Im Schnitt lässt Leeds den Gegner gerne spielen. Dafür sprechen 14,4 PPDA (Passes per defensive action). Kaum ein Team in der Liga ist so passiv. Farke hat ein starkes 4-5-1 einstudieren lassen

Das ist kein Feuerwerk – aber es nervt Gegner gewaltig. Und genau das ist der Punkt.
Pragmatismus statt Prinzipien
Daniel Farke hat gelernt, dass Prinzipien keine Punkte holen. Leeds spielt simpler, direkter, ehrlicher und steht damit besser da, als viele gedacht hätten.
Natürlich ist der Kader an einigen Stellen kein Premier-League-Material. Aber:
- Sie wissen, was sie können.
- Sie wissen, was sie lassen müssen.
- Und sie kämpfen um jeden Meter.
So simpel das klingt, genau das macht den Unterschied. Und vielleicht erlebt Daniel Farke gerade die erfolgreichste Phase seiner Premier-League-Karriere.